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Textauszug aus Das Jurahaus Nr. 1/1995



Zum erstenmal hat der Jurahaus-Verein bei einer Feierstunde im ehemals fürstbischöflichen Jagdschloß Hofstetten den Jurahaus-Preis vergeben. Die mit 1000 Mark dotierte Aus-
zeichnung ging an Alexander Preiß für die Rettung des sogenannten Widdumshofs in Haunsfeld, Markt Mörnsheim (Kreis Eichstätt). Damit sollen künftig jährlich nicht nur gelungene Renovierungen, sondern vor allem auch persönliches Engagement im
Denkmalbereich gewürdigt werden. Außerdem wurden erstmals neun mit Buchpreisen verbundene Anerkennungen verliehen. Der 1984 im Schloß Hofstetten gegründete Ver-
ein wird sich bernühen, den Jurahaus-Preis höher zu dotieren.

Es geht auch ohne viel Geld: Alexander Preiß und sein Bruder Joachim machten
das meiste selbst und opferten viele tausend Stunden. In seiner Laudatio auf Alexander
Preiß sagte Dr. Bruno Hügel vor rund 80 Gästen: "Die Wiedergeburt dieses Jurahauses kann ich kaum fassen. Als ich Fotos sah, die das Anwesen im Februar 1992 zeigen, mußte ich an Urteile aus Volkes Stimme denken wie ,Bruchbude,' total abbruchreif' oder ,nichts wie weg mit dem elenden Glump'."

"Kein Wunder," so Dr. Hügel, denn der Widdumshof war 26 Jahre lang unbewohnt und unbeheizt gewesen. Ohne jegliche Fürsorge mußte er zwangsläufig so herunterkom-
men. Es erreichte ihn das Schicksal der Auszehrung. Dem Patienten drohte der un-
aufhaltsame Verfall, an dessen Ende die Planierraupe unerbittlich jahrhundertealte Bau-
tradition dem Erdboden gleichmachen würde."

Zwar ist die Renovierung des Jurahauses noch lange nicht abgeschlossen. Aber die
Vorstandschaft des Jurahaus-Vereins hat sich bewußt zu dieser "Ehrung auf halbem Wege" entschieden - auch um den neuen Besitzer moralisch zu stärken. In der Urkunde, die
ihm verliehen wurde, heißt es dazu:"Er hat eindrucksvoll bewiesen, daß der Erhalt eines Baudenkmals nicht in erster Linie eine Frage des Geldes, sondern des Wollens ist. Trotz Widerstands von verschiedensten Seiten hat er sich nicht beirren lassen. Er hat sich
damit um die Denkmalpflege im Altmühljura verdient gemacht."

Als Alexander Preiß 1990 den Hof erwarb, war das Legschieferdach undicht und hatte das seit langem eindringende Regenwasser den Dachstuhl erheblich in Mitleidenschaft gezogen.
Mittlerweile hat das Haus ein neues Kalkplattendach, neue Kamine, neue Fenster, neue hölzerne Dachrinnen und es ist das Sichtfachwerk freigelegt.
Im Innern entdeckten Alexander Preiß und sein Bruder Joachim einen alten Keller, den sie ebenfalls freischaufelten. Das vielen zunächst als ',oids Glump" erscheinende Haus, stellte
sich nach und nach als so qualitätvoll heraus, dass es sogar im Nachhinein in die Denkmal-
liste eingetragen wurde.
Dr. Bruno Hügel in seiner.Laudatio: "Dies zeigt einmal mehr, wie bedeutsam eine gründliche Untersuchung der Bausubstanz alter Häuser ist, bevor über deren Schicksal durch Behörden
entschieden wird."


 
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